| Jugendstil und Art Nouveau bezeichnen den großen künstlerischen Aufbruch um 1900, der sich vorrangig im Kunsthandwerk vollzog. Weltweit einig waren sich die Künstler in der Ablehnung der historisierenden Stilnachahmungen, die das 19. Jahrhundert bis dahin geprägt hatten. Vielfältig waren ihre Versuche, einen neuen, gegenwartsbezogenen Stil zu entwickeln: Einige orientierten sich an der Welt der Pflanzen, der Tiere und sogar an Mikroorganismen. Andere bevorzugten das abstrakte Ornament und einen funktionalen Aufbau. Jugendstil kann verspielt, ausgefallen prätentiös, aber auch einfach in der Form und reduziert im Dekor sein. Das Sammeln von Jugendstilkunst hat im Hessischen Landesmuseum Darmstadt eine lange Tradition. Begonnen wurde damit, in Anerkennung der zentralen Stellung Darmstadts in der Kunst um 1900, bereits zu Beginn der 60er Jahre. Die ständige Ausstellung, 1965 eröffnet, gehörte damals zu den wenigen Orten in Deutschland, in denen Jugendstilobjekte zu sehen waren. Heute umfaßt sie über 400 Exponate aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien, England, den Niederlanden, Skandinavien und Amerika. Ein Jugendstil hinaus in die Zeit des Art Déco und des Funktionalismus.
Gläser und Keramiken, Möbel, Textilien, Kleinbronzen, Metall- und Silberschmiedearbeiten nahezu aller namhaften Künstler der Zeit dokumentieren das vielfältige Schaffen der europäischen Bewegung. Zu den herausragenden Werken gehören das 1899 von Henry van de Velde entworfene Direktionszimmer der Pariser Zeitschrift „Revue Blanche“, Arbeiten von Louis C. Tiffany, Emile Gallé, Peter Behrens, Otto Eckmann, Josef Hoffmann, René Jules Lalique, Aristide Maillol oder Jan Eisenloeffel, um nur einige zu nennen. Eine umfangreiche Studiensammlung mit Gebrauchsbesteck lädt dazu ein, Vergleiche mit eigenen Stücken anzustellen. Ein besonderes Juwel ist die einzigartige und in ihrer Vielfalt außergewöhnliche Schmucksammlung. Sie wurde in großen Teilen durch den holländischen Hofjuwelier Karel A. Citroen zusammengetragen und seither stetig ergänzt. Zahlreiche Werke der französischen Goldschmiedekunst sind hier zu finden, aber auch Arbeiten der Darmstädter Künstlerkolonie und bekannter Schmuckentwerfer anderer Nationen. |